Einblick in die Welt von Menschen mit einer Sehbehinderung - 06.11.2023

Menschen, die aufgrund von Schicksalsschlägen, Behinderungen oder anderer Einschränkungen ein erschwertes Leben führen, benötigen die Unterstützung der Gesellschaft, um sich gut aufgehoben zu fühlen. In der Schweiz leben laut dem Bundesamt für Statistik 1.7 Millionen Menschen mit einer Beeinträchtigung, wobei 29 Prozent von einer schweren Behinderung betroffen sind, vor allem im Bereich der Mobilität. Die Schweiz hat bedeutende Fortschritte gemacht, insbesondere im Bauwesen und öffentlichen Verkehr, um die Lebensbedingungen dieser Bevölkerungsgruppe zu verbessern.

An diesem Abend erhielten die Mitglieder des Samariterverein Baar einen Einblick in die Welt von Menschen mit einer Sehbehinderung. Samariterlehrerin Corina Thoma aus Menzingen führte eine besondere Übung durch. Sie arbeitet täglich mit Menschen, die in ihrer Sehkraft beeinträchtigt sind. Als Einstieg erzählte sie über die Entstehung der Brailleschrift durch Louis Braille, der selbst mit Sehschwäche lebte. Die 6 Punkte dieser Schrift ermöglichen 64 verschiedene Kombinationen von Buchstaben, Zahlen oder Symbolen und sie war 1825 ein Meilenstein für Menschen mit Sehbehinderungen. Inzwischen wird sie weltweit angewendet.

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Menschen mit Sehbehinderungen nehmen ihre Umgebung auf einzigartige Weise wahr, wobei der Tastsinn und Gehör eine entscheidende Rolle spielen. Das Vermögen, sich in ihre Situation hineinzuversetzen, erfordert Empathie, die viel mit Spüren und Beobachten zu tun hat. Die Teilnehmenden erfuhren ausserdem, dass alltägliche Situationen für Menschen mit einer Sehbehinderung nicht immer einfach zu meistern sind, sei es durch falsch haltende Busse oder belegte Leitstreifen an Bahnhöfen. Bei einem Posten sollten die Teilnehmenden Gesellschaftsspiele spielen – jedoch blind. Die Jasskarten waren mit Brailleschrift versehen, was für Sehende eine Herausforderung darstellte. Domino war aufgrund der Punkte ertastbar, aber die Orientierung fiel schwer. Es wurde deutlich, wie sehr uns die Augen fehlen, wenn es um scheinbar einfache Aufgaben geht.

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Ein weiterer Posten widmete sich dem Schneiden verschiedener Früchte. Man merkte schnell, wie viel Vorsichtiger man wird, wenn man bei alltäglichen Handlungen wie Früchte Schneiden nichts sieht.  

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Die letzte Übung beinhaltete die Fortbewegung mit dem Blindenstock, begleitet von einer unterstützenden Person. Das Fortbewegen gestaltete sich schwierig und ungewohnt, und das ständige Hin- und Herschwingen des Blindenstocks wurde als anstrengend empfunden.

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Nach dieser lehrreichen Übung können sich die Teilnehmenden nun sicherlich teilweise in die Welt der Menschen mit einer Sehbehinderung hineinversetzen. Die Erfahrung betont die Wichtigkeit von Empathie und Verständnis, um eine inklusive Gesellschaft zu fördern und das Bewusstsein für die Bedürfnisse derjenigen zu schärfen, die die Welt auf eine andere Weise wahrnehmen.

Übrigens, das Vermögen, das sich am besten verzinst, ist das Einfühlungsvermögen.

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